Bundespräsident Steinmeier hält Jubiläumsrede
Bundespräsident Steinmeier hält Jubiläumsrede
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte in seiner Rede die Bedeutung des Radios für die Demokratie.
Ein besonderer Gast zu einem besonderen Anlass: Bei der Verleihung des zehnten Deutschen Radiopreises hat Moderatorin Barbara Schöneberger auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Hamburger Elbphilharmonie begrüßen dürfen. Der Ehrengast sprach bei der Jubiläumsgala zu den Nominierten und den rund 1.400 Gästen.
"Entgegen anderslautenden Behauptungen hören auch Personen des öffentlichen Lebens - sogar die aus der Politik - gern einfach mal zu", begann Steinmeier seine Rede am Mittwochabend. "Und bei welcher Gelegenheit können sie das besser als beim Radiohören."
"Familienjury" setzt auf Nachrichten - und Jazz
Der Bundespräsident sprach von seiner "Familienjury" - bestehend aus seiner Frau, seinem Fahrer und ihm selbst - und davon, was diese Jury als ihr Lieblingsprogramm auserkoren hat: Jazz am Wochenende, abends und unter der Woche Nachrichten und Wortbeiträge. Nicht alles, was er im Radio höre, gefalle ihm. Aber genau das sei auch nicht die Aufgabe des Radios.
Wenn es nur Musik und Nachrichten gäbe, die dem Staatsoberhaupt gefielen, dann würde das alle langweilen, niemand wollte mehr zuhören - und keiner der Preisträger des Abends würde mehr für seine Arbeit ausgezeichnet werden. "Ob mir eine Nachricht gefällt oder nicht, ich will sie hören", sagte Steinmeier. "Zuhören macht uns nicht immer schlauer, aber niemals dümmer."
Mahnung: "Erhalten Sie sich das Vertrauen der Hörer"
Steinmeier mahnte die Radiomacher, an einem anspruchsvollen Programm festzuhalten.
Er wisse sich gut informiert, weil er den Nachrichtenredakteuren vertrauen kann. Doch der Bundespräsident mahnte auch: "Glauben Sie mir: Fehler versenden sich nicht. Fällt mir als Hörer ein Fehler auf, der nicht korrigiert wird, dann frage ich mich: Ist vielleicht noch etwas falsch? Kann ich meinem Sender wirklich vertrauen? Meine Bitte an Sie ist: Erhalten Sie sich das Vertrauen Ihrer Hörer!"
Eine freie Berichterstattung sei für eine offene Gesellschaft und die Demokratie unerlässlich, sagte Steinmeier weiter. Gerade die deutsche Vergangenheit habe gezeigt, dass das keine Selbstverständlichkeit sei. "Das Radio hat Einfluss. Man kann ihn nutzen im Guten wie im Bösen. Das Radio kann ein kleiner brauner Volksempfänger sein, aus dem nur eine Stimme dröhnt - oder ein Medium, das jede und jeden zu Wort kommen lässt, das überall hingeht und überall gehört wird; ein Radio, das die ganze Vielfalt unserer Lebenswelten zu Klang und Sprache werden lässt."
"Nicht im Seichten verlieren"
Dabei dürfe das Radio nicht ins Seichte abdriften. Es solle den Hörern ruhig zwischendurch ein paar Sätze zumuten, die bei der Orientierung im unübersichtlichen Gelände des alltäglichen Wahnsinns helfen. "Der reine Dudelfunk wird sich gegen Spotify und andere nicht behaupten, und wenn noch so viele Gewinnspielchen ins Programm eingestreut werden."
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Porträt Frank-Walter Steinmeier:
Der junge Frank-Walter Steinmeier aus dem lippischen Brakelsiek hätte sicher laut gelacht, wenn ihm damals jemand gesagt hätte, dass er einmal Bundespräsident wird. Was er schon als Schüler weiß, ist, dass er die deutsche Politik mitgestalten will. Als 19-Jähriger tritt Frank-Walter Steinmeier in die SPD ein. Nach dem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften und mehreren Führungspositionen in der Niedersächsischen Staatskanzlei wird er Chef des Bundeskanzleramts, Außenminister, Vizekanzler, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Jede seiner Stationen erfüllt der 63-Jährige mit der ihm eigenen nüchternen Verve. 2017 wird er mit großer Mehrheit zum 12. Bundespräsidenten gewählt.
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Stand: 25.09.19 19:35 Uhr